Borreliose

Wenn es nach einem Zeckenstich zu einer typischen Rötung kommt, ist alles klar: Frische Infektion mit Borreliose – 3 Wochen Antibiotikum – fertig.
Leider läuft es in der Realität nicht selten anders. Ein Zeckenstich bleibt unbemerkt oder es ist keine auffällige Rötung (ein Erythema migrans) zu sehen. Manchmal kommt es dann vielleicht nach Jahren zu merkwürdigen Beschwerden, die man nicht mit dem Stich in Verbindung bringt, und es dauert sehr lange (wenn überhaupt), dass eine Borreliose diagnostiziert wird.
Das Thema chronische Borreliose ist in der Ärzteschaft sehr umstritten, vielleicht, weil die Diagnose so schwierig und irgendwie „schwammig“ ist. In Deutschland wird zu dieser Erkrankung wenig geforscht und wenig fortgebildet. Dabei sind Zecken und auch die Borreliose auf dem Vormarsch.
Es wird von vielen Fachleuten angenommen, dass eine ganze Reihe von Beschwerden, die nicht erklärt werden können oder auch falsch diagnostiziert werden, in Wahrheit durch Borrelien verursacht wurden. Dabei gibt es wahrscheinlich eine große Dunkelziffer. Viele Menschen mit Diagnosen wie Rheuma, Fibromyalgie, psychosomatische Erkrankungen u.ä. haben vielleicht tatsächlich eine chronische Borreliose! Dieser Zustand ist in meinen Augen skandalös, denn Betroffene erhalten oft nur dann eine ursächliche Therapie, wenn sie über ausreichende finanzielle Mittel verfügen (fast alles ist privat zu zahlen) und in der Lage sind, entsprechende Recherchen überhaupt anzustellen.
Meine Erfahrung zeigt, dass insbesondere bei Schmerzen des Bewegungsapparates, die irgendwie untypisch sind (z.B. Schmerzen vor allem einseitig, in Ruhe), plötzlichen gesundheitlichen Verschlechterungen nach Impfungen oder der Einnahme von Cortison sowie scheinbar grundloser Erschöpfung eine Borreliose zumindest in Betracht gezogen werden sollte.
In fraglichen Fällen vermittle ich an qualifizierte Ärzte weiter (von denen es nicht viele in Deutschland gibt) und empfehle die Untersuchung des Blutes bei einem spezialisierten Labor. Wird eine Borreliose tatsächlich festgestellt, sollte eine mehrwöchige Therapie mit Antibiotika erfolgen, die ein Arzt verordnet. Parallel und anschließend an eine Antibiose hat sich ein Therapieschema mit Phytotherapeutika, Enzymen, Entgiftung/Ausleitung und Unterstützung des Darm-Mikrobioms bewährt.
Die Therapie einer chronischen Borreliose ist langwierig, lohnt sich aber auf jeden Fall, denn fast immer ist eine Besserung oder vollständige Beseitigung der Beschwerden möglich!

Literatur:

  • Dr. Petra Hopf-Seidel: Krank nach Zeckenstich: Borreliose erkennen und wirksam behandeln, 2008
  • Laufende Publikationen des Borreliose-Bund Deutschland e.V.
  • (www.borreliose-bund.de
  • www.borreliose-gesellschaft.de/userfiles/downloads/Leitlinien.pdf
  • Rahn DW, Malawista SE: Lyme disease: recommendations for diagnosis and treatment. Ann Intern Med. 1991 Mar 15;114(6):472-81
  •  Burrascano JJ. Lyme desease. In Conn´s Current Therapy. WB Saunders Company, PA, USA 140-143
  • Wormser GP, Nadelman RB, Dattwyler RJ, Dennis DT, Shapiro ED, Steere AC, Rush TJ, Rahn DW, Coyle PK, Persing DH, Fish D, Luft BJ (2000). "Practice guidelines for the treatment of Lyme disease. The Infectious Diseases Society of America" (PDF). Clin Infect Dis 31 ((Suppl 1)): 1-14.
  •  Cameron D, Gaito A, Narris N, Bach G, Bellovin S, Bock K, Bock S, Burrascano J, Dickey C, Horowitz R, Phillips S, Meer-Scherrer L, Raxlen B, Sherr V, Smith H, Smith P, Stricker R; ILADS Working Group (2004). "Evidence-based guidelines for the management of Lyme disease". Expert Rev Anti Infect Ther 2 ((1 Suppl)): S1-13.